Review Green Bay Packers

10:24

Ähm.. irgendwie ist dieses Spiel schwerer in Worte zu fassen, als ich auch nur im Ansatz zu vermuten gewagt hätte…
Wie wir in der Vorschau bereits dargestellt hatten, war mit einer Niederlage im Lambeau und “Titletown” absolut zu rechnen: Unsere Form mit entsprechend verdienter 2-4 Bilanz vs. ein Aaron Rodgers geführtes 5-1 Heimteam (mit dabei obendrein 5 Siegen in Folge)..? Reicht eigentlich an Erklärung. Da also das Spiel vorab schon abgeschrieben und als fünfte Niederlage unsererseits verbucht werden konnte, ließ sich ungeachtet des Spielverlaufs noch ein objektiver Blick auf den Gegner werfen – und sagen, dass deren erster echter Prüfstein erst nach uns, gegen Arizona kommen würde. Am Cardinals und einen Monat später Rams Spiel wird erstmals wirklich gemessen werden können, aus welchem Käse die Packers in der laufenden Saison gemacht sind…
Das Spiel
Als Washington Fan begann das Spiel gleichermaßen wie, als auch etwas anders als erwartet: Obwohl sich Green Bay letztlich mit Spieleröffnung direkt über das Feld und bis zum ersten Touchdown und der 7:0 Führung arbeiten konnte, war das tatsächlich dabei auch das Schlüsselwort. Fast 8 Minuten dauerte der Drive, der zweimal bereits gestoppt schien; allerdings ließen einmal ein korrigierter Spot ein neues First Down und am Ende eine improvisierte Passroute auf Davante Adams bei ausgespieltem vierten Versuch den freien Weg in die Endzone zu. Davon abgesehen aber sah man erstmal ganz ordentliches Tackling sowie gleich mal einen Montez Sweat Sack, die Defense schien trotz der Punkte gut in die Partie zu starten.
Wie reagiert unsere Offense? Zunächst auch etwas Stückwerk mit kleinen Raumgewinnen, aber immerhin direkt zum neuen ersten Versuch.. dann ein schöner mittlerer Pass auf rechts zu McLaurin. Definitiv gut, ihn früh ins Spiel zu bringen! Oh, ja, und dann entweicht Heinicke einem sich drohend nähernden Pass Rush für die tiefe Touchdown-Bombe auf? Logo, T-MAC!!! Perfekte Antwort. Der erste PAT vom neuen Kicker so nebenbei übrigens auch schon mal sicher verwandelt, Ausgleich 7:7.
Zweiter Angriff Packers. Jedoch von denkbar kurzer Dauer, beim 2nd Down & 8 kommt Young durch und kann den Pass von Rodgers wegschlagen, ehe im nächsten Play Jonathan Allen durch die Mitte durchbricht und den gegnerischen QB für ordentlich Raumverlust zu Boden reißen kann. 3 & out, TH4 und die Offense dürfen zurück auf’s Feld. Wo es erst nach einem ebensoschnellen Rückwechsel des Angriffsrechts aussieht, wird uns durch einen Pass Interference Penalty beim 3rd Down Versuch auf abermals McLaurin noch eine Chance gegeben.. und dadurch ist man bereits in bester Feldposition, um die nächsten Punkte und somit sogar die Führung mitzunehmen. Wieder wird dann beim dritten Versuch ein Pass auf McLaurin gesucht, sogar Richtung Endzone, Heinicke aber setzt etwas zu hoch an und so darf Blewitt zum ersten Field Goal antreten…
Was ist das nur mit diesen Kicks diese Saison?!?
Man kann dem neuen Mann nicht mal viel vorwerfen, der Kick wird eben vom Packers Lineman gut geblockt. Trotzdem alles andere als ein Start nach Maß für unseren neuen Mann.
Green Bay erspielt sich darufhin einen vielversprechenden Drive. In aussichstreicher Position aber findet unsere D-Line zur alten und erhofften Stärke, in Folge die beiden zweiten Sacks von Allen und Sweat zwingen auch die Käseköpfe sich mit 3 Punkten zufrieden zu geben – doch: auch wir blocken den Versuch! Es bleibt beim 7:7.
Ein riesen Lauf beim Scramble von Heinicke durch die Mitte bringt uns dann quasi sofort schon wieder in Field Goal Reichweite. Riverboat Ron entscheidet sich beim darauffolgenden 4th & 3 aber dafür, die Offense drauf zu lassen und der Passversuch zum neuen First wird aus guter Deckung vom DB abgewehrt. Das berühmte Momentum hat gerade gefühlt öfter Teams gewechselt als unser bärtiger verletzter QB in seiner Karriere… Rodgers weiß das zu nutzen und setzt den Schlußpunkt der ersten Hälfte mit einem Touchdown Drive zum 14:7. Na gut, wir bekommen den Ball als Erstes in Halbzeit zwei, da kann man ja sowas wieder gerade biegen.
Nun ja, könnte.. es dauert nicht lange, bis Green Bays Pass Rush um die Ecke Heinicke den Ball aus der Hand schlagen kann, welcher in den Armen eines D-Liners landet; gewissermaßen eine Fumbleception. Das Heimteam weiß den erzwungenen Fehler zu nutzen und erhöht durch einen Pass auf TE Tonyan (gegen Rookie LB Davis in Deckung) auf 21:7. Bitter.
Die Reaktion der Offense ist aber phänomenal! Sehr geschickt und mit ansehnlichen Spielzügen marschieren wir geradezu mühelos über das Feld und klopfen mit Goal to Go bereits am TD zum Anschluss.. Heinicke nutzt beim dritten Versuch die freie Laufbahn und wirft sich in die Endzone! Touch.. Dreck… Das Knie war einen halben Yard vor der Goalline am Boden. Leider scheitert auch der Drew-Brees-Spezial Versuch beim Vierten den QB über die Line springen und den Ball vorstrecken zu lassen; somit 0 statt zunächst bejubelter 7 Punkte. Ein Field Goal wäre natürlich aus der Distanz geschenkt gewesen und hätte immerhin auf 21:10 verkürzt – fairerweise muss man aber sagen, dass die Entscheidung, auf den Touchdown zu spielen einen halben Yard vor der Endzone, gerade in der Situation selbst, durchaus mehr als vertretbar ist.
Denn schließlich müssen Rodgers und die Packers jetzt von dort starten! Kein leichtes Unterfangen, selbst für einen MVP Quarterback.. unsere Defense untermauert das auch: der Druck bei 2nd Down zwingt Rodgers zu einem chancenlosen Not-Pass, der im ersten Moment fast aussah, als hätte er die Chance auf einen Intentional Grounding Penalty. Den Dump-off Pass beim dritten Versuch schlägt DB Danny Johnson dann frei, doch ein GB Spieler ergattert ihn als Erster wieder. Sogar beim folgenden Punt aus der Endzone schien zu einem Block nicht viel zu fehlen. Trotzdem, nach wie vor genug Zeit über und schon wieder in bester Angriffsposition.
DeAndre Carter verleiht dem Drive direkt Schwung mit einem starken Flanker Reverse Lauf über die linke Seite.. verliert dabei aber am Ende den Ball.. doch Heinicke ist zur rechten Zeit zur Stelle und kann den Ball wieder sichern. Durchatmen. Kreativ geht’s weiter mit einem Flea Flicker Versuch – bei dem TH4 aber keinen Passempfänger offen hat; stattdessen trotzdem mit einem Scramble ab durch die Mitte das neue First Down und etwas mehr erlaufen kann. Schon sind wieder unsere nächsten Punkte zum Greifen nahe – doch Gibson fumblet den Ball an der 5-Yard-Linie… Nach Review der Schiris durften wir den Ball dennoch ein weiteres Mal behalten, denn Center Roullier schnappte ihn sich vor den Verteidigern in grün. Ein 3rd Down Pass wird von McLaurin untypisch und ausgerechnet in der Endzone fallengelassen, unvollständig. Nun bereits eine Minute vor Ende des dritten Viertels wird das 4th Down wieder ausgespielt: Auch TE Seals-Jones kann den Passversuch aber nicht fangen; erneutes Turnover on Downs, weniger als 5 Yards vor der gegnerischen Endzone…
Doppelt bitter: Mit zwei Field Goals aus diesen Situationen wäre man inzwischen trotzdem wieder bei einem “One Possession Game”. Manchmal macht halt Kleinvieh durchaus auch Mist. Bestes Beispiel dafür? Einen wieder hart erarbeiteten Drive über das Feld kann unsere Defense zwar auf drei weitere Packers Punkte zum neuen Spielstand von 24:7 begrenzen.. damit ist man aber eben auch schon drei eigene Scores hinten dran und das im Schlußabschnitt. Quasi die Vorentscheidung.
Die Washington Offense kommt in der Folge zwar ebenfalls sehr gut über’s Feld; in der Redzone angekommen aber flutscht ein Passversuch in die Endzone dem Receiver durch die Hände.. und im zweiten Play danach erzwingt Heinicke einen Wurf auf den perfekt gedeckten Dax Milne in der Endzone zur Interception. Green Bay bleibt zwar nur kurz zurück im Angriff, denn unsere Defense steckt noch nicht auf und Montez Sweat entreißt RB Dillon den Ball. Auch wir müssen uns aber, unter anderem nach zwei Sacks, mit einem 45-Yard Field Goal zufrieden geben. 24-10, nur noch knapp zweieinhalb Minuten auf der Uhr. Der Onside Kick gelang nicht und so war auch kein spätes Wunder mehr zu holen.
The Good, the bad & the ugly:
So fürchterlich seltsam das Spiel war, das Positive vorweg, tatsächlich sah das insgesamt nach verbessertem Football in vielen Bereichen aus, offensiv wie defensiv; auf diesen Ansätzen ließe sich aufbauen… Klar, ich schätze die Packers trotz ihrer starken Bilanz in der aktuellen Saison noch nicht im Kreis der absoluten Spitzenmannschaften – dennoch hatte ich auch nicht damit gerechnet, dass wir ernsthaft Chancen haben könnten, auf Augehöhe mitzuspielen, was man aber sogar vertretbar behaupten kann geschafft zu haben.
Negativ bleibt allem voran natürlich eine weitere Niederlage, die jegliche Hoffnungen auf Playoffs – oder zumindest eine +.500er Saison – zusätzlich in eine immer schwerer erreichbare Ferne rückt. In allen unserer letzten Playoff-Saisons sind wir schlecht gestartet, ja, und auch wenn diese Mannschaft aus Dallas die Division gewinnt, wäre mit dem zusätzlichen Saisonspiel sowie Wildcard-Platz theoretisch noch nichts verloren.. dazu muss es dann halt jetzt auch nicht nur langsam, sondern verdammt bald Klick machen und ein noch größerer Leistungssprung her.
Joa.. was dabei aber richtig Sorge macht: Wenn’s nicht läuft, läuft halt einfach nichts… Selbst in einem insgesamt echt gutem Spiel wie diesem gelingen diese 2-3 Plays aktuell (und auf verschiedenste Art und Weisen) nicht, die so ein Ergebnis drehen können. Man vermag sich nicht für die eigenen Mühen zu belohnen. Natürlich kann sowas auch sehr schnell nächste Woche schon wieder ganz anders aussehen – aber man frage nur mal die Lions, wie sich das auch einfach weiter so fortsetzen kann, egal wie sehr man sich dagegen stemmt.. Washington “Sentinel” Legende Shane Falco würde wohl von “Treibsand” sprechen.. Lasst uns hoffen, dass es nur ein paar Spinnen auf dem Spielfeld sind.
Armin
Armin, 32 Jahre. Football das erste Mal wahrgenommen über die NFL Europe, aber so richtig verfolgt erst ab Mitte/Ende der 2000er. Zu StudiVZ-Tagen schon Spaß daran gefunden, sich auch fleißig über den Sport auszutauschen. Washington Fan zwar mit ein wenig Zufall geworden, aber die Identifikation mit unseren Farben Burgundy & Gold (sowie damals dem alten Logo) und ebenso einem gewissen „Meast“ Sean Taylor ließen die Begeisterung stetig wachsen.